Zobel - Zur Historie - cocker-colours

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Zobel - Zur Historie

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Zobel - Zurück zu den Wurzeln

Teil 1: Verwirrende Farbbezeichnungen und Dr. Greers Detektivarbeit à la Sherlock Holmes
veröffentlicht in "Der Jagdspaniel" 05/09, Copyright.

Von Bianka Titus-Langer

Woher kommt die Zobelfarbe? Handelt es sich vielleicht um eine Mutation, wie in manchen Artikeln zu lesen ist? Oder ist es doch eine „alte" Farbe? Die Ursprünge der zobelfarbenen Cocker liegen im Dunklen. Dies ist ein Versuch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Natürlich wissen alle, die sich mit den Farbvarianten beim Englischen Cocker-Spaniel beschäftigen, dass Mitte der 80er Jahre zwei zobelfarbene Hündinnen aus den USA importiert wurden. Damals, ich kann mich noch genau erinnern, war von „Mutation" die Rede. Doch wo liegen tatsächlich die Ursprünge?

„Mahogani" oder rot

Die Zobelfarbe kann bis in die frühen Jahre der Cockerzucht um 1900 zurückverfolgt werden. Damals wurden die meisten Zobel im Zuchtbuch des Amerikanischen Kennelclubs als „mahogani" oder rot registriert, da die Züchter die Farbbezeichnung ihrer Hunde noch selbst wählen durften. [1]

Im Laufe
des 20. Jahrhunderts begannen zwei Amerikaner gezielt nach der Zobelfarbe zu forschen. Der erste war Dr. James Mel. Phillips, die zweite Dr. Frances Greer – beide Forscher und Kenner der Rasse.

1938 behandelt Dr. James Mel. Phillips in seinem Fachartikel „Sable Coat Color in Cockers", der im amerikanischen „Journal of Heredity" veröffentlicht wurde, die Zobelfarbe. [2] Erwähnt sei an dieser Stelle, dass zu jener Zeit englische und amerikanische Cocker noch nicht in eigene Rassen aufgeteilt waren. Der American Kennel Club (AKC) verwendete seit 1936 zunächst nur auf Ausstellungen die beiden Bezeichnungen "Spaniels, Cocker" und "Spaniels, Cocker (Englischer Typ)".  Als 1943 die Amerikanischen Cocker Spaniels  auf den Shows in drei separate Farbschläge eingeteilt wurden, liefen die Englischen Cocker in völlig separaten Klassen. Die endgültige Trennung beider Rassen bezüglich der Zuchtbucheintragungen des AKC erfolgte schließlich im September 1946.

1938 – eine zobelfarbene Hündin im Visier

Konkret geht es in Phillips Artikel um eine Cockerhündin, die von einem Mr. Landaker aus Cincinnati (Ohio) gezüchtet worden war. Was dann folgt – und darüber gibt es keinen Zweifel -  ist die detaillierte Beschreibung einer zobelfarbenen Hündin! Alle ihre Wurfgeschwister waren rot und kein einziger ihrer Ahnen sei zobel gewesen, merkt Phillips in seinem Artikel an. [2]

In einem Wurf aus eben dieser Hündin mit einem schwarzen Rüden, der das Gen für „loh" und zudem auch für die rote Farbe getragen hatte, fielen ein schwarzer und drei rote Welpen – und: ein sehr hellroter Welpe mit einem starken Zobel! Der Welpe zeigte große Flächen von „loh" an den dafür vorgeschriebenen Stellen. Diese Verpaarung bestätigte Phillips Theorie über die Vererbung von Zobel und der "Dominanz" von Zobel über die Lohfärbung. Übrigens erwähnt Philipps, dass in der Ahnentafel des Deckrüden keine zobelfarbenen Hunde zu finden gewesen seien. [2]

Weiter berichtet Phillips in seinem Artikel von zwei anderen zobelfarbenen Cockern, von denen er „gehört" habe. Beide Hunde stammten aus Verbindungen zwischen rot x schwarz. Zuvor hatten die Elterntiere niemals zobelfarbene Welpen geworfen. [2] Phillips schneidet in seinem Bericht außerdem genetische Fragen an. Wichtig ist diese Quelle jedoch vor allem deshalb, um nachzuweisen, dass die Zobelfarbe bereits in frühen Jahren der Cockerzucht existiert hat. Die Fotos, die zu Phillips Artikel abgedruckt sind, zeigen die zobelfarbene Hündin und deren Sohn. Dennoch kann man auf den schwarz-weiß Bildern die Zobelfarbe nur erahnen. Ein Problem, das auch Dr. Frances Greer bei ihren Forschungen hatte.

Dr. Frances Greer, die amerikanische Zuchtforscherin, bestätigt in ihrem Buch „Cocker Champions in Story and Pedigree, Volume 2", dass in frühen Jahren der Cockerzucht die Farbbezeichnung „zobel" kaum verwendet wurde. Greer: „Die Sablezeichnung beim Cocker war wahrscheinlich viel häufiger als sie in den Zuchtbüchern auftaucht. Züchter aus früheren Jahrzehnten waren eher geneigt, ihre Zobel als rot registrieren zu lassen – und zwar ungeachtet dunkler Haare oder sichtbarer Lohfärbung." [3]

Ein Foto als Beweis


Frances Greer untermauert diese These mit einem konkreten Beispiel, das ihr eine wahre Detektivarbeit abverlangte. Ch. Dogwood Rouge et Noir (geboren am 15.11.1931) wurde von seinen Besitzern Lucy und Hagood Bostick als rot eingetragen. Dennoch deutet sein Name darauf hin, dass „in seinem roten Fell etwas Schwarz gewesen sein muss", so Greer [3]. Ein Foto sollte den Beweis liefern. Also machte sich die Autorin mit Hilfe von Beth McKinney, einer Cockerzüchterin und –forscherin mit Leib und Seele, auf die Suche. McKinney stöberte in ihrer umfangreichen Privatsammlung von alten Magazinen und fand schließlich ein Bild von „Rouge et Noir" in der Februarausgabe 1939 der AKC-Gazette.

Natürlich war das Foto in schwarz-weiß und Greer konnte nicht eindeutig feststellen, ob „Rouge et Noir" nun tatsächlich zobel oder vielleicht sogar ein Black and Tan gewesen war. Der Rüde – das war eindeutig zu erkennen – hatte nämlich eine ausgeprägte Lohzeichnung.

Frances Greers ausgefallene Idee


Wie  viele Forscher wollte sich Frances Greer nicht so einfach geschlagen geben. Deshalb hatte sie eine recht ausgefallene Idee, um das Geheimnis zu lüften. „Während der gesamten Zeitspanne in der Rouge et Noir ausgestellt wurde, zeigte man Black and Tans in den mehrfarbigen Klassen", schreibt sie in ihrem Buch. „Die einzige Möglichkeit auf eine Antwort bezüglich seiner Farbe war, seine Show-Karriere zurückzuverfolgen." [3] In Kleinstarbeit durchforschte Beth McKinney alle Ausstellungsergebnisse des Rüden und stellte dabei fest, dass er ausschließlich in den einfarbigen Klassen gezeigt worden war. Greers Ausdauer hatte Erfolg. Wie sie selbst schreibt, belief sich damit die „Wahrscheinlichkeit, dass der Rüde zobel gewesen war, auf 99 Prozent". [3]

Den letzten Beweis trat Greer an, indem sie die Ahnentafel von „Rouge et Noir" mit den Pedigrees anderer Zobelcocker verglich und auf die Linien bekannter, früher Zobelvererber durchsuchte. Und sie wurde –  wie konnte es anders sein – fündig!

Ch. Billy Obo Jr. und Ch. Obo Donatello

Der schwarze Rüde Ch. Billy Obo Jr. (geworfen 1919) und dessen ebenfalls schwarzer Sohn Ch. Obo Donatello (geboren am 13.12.1922) sind in den meisten Ahnentafeln der wenigen, frühen zobelfarbenen Cocker in Amerika und Kanada als Zobelvererber zu finden.

Wie viele Jahre und endlose Stunden Frances Greer in ihre Forschungen steckte, verdeutlichen die langen Ahnenreihen früherer zobelfarbener Cocker (geworfen in den Jahren von 1924 – 1941), die sie in ihrem Buch auflistet. Wer schon einmal eine Ahnentafel, die sich über viele Generationen erstreckt, zusammengestellt hat, fragt sich hinterher, wo eigentlich die unendlich vielen Stunden geblieben sind. Umso wertvoller sind die Forschungen Dr. Greers und die in ihrem Buch abgedruckten Ahnenreihen.

Eine Mammutaufgabe

Der schwarze Rüde, Ch. Obo Donatello wurde bereits als junger Deckrüde von Kanada nach Amerika geholt. Frances Greer machte sage und schreibe 143 Welpen aus 54 verschiedenen Hündinnen, die Obo Donatello gedeckt hatte, ausfindig – eine Mammutaufgabe. „Obo Donatello trug die rezessiven Gene für braun, zobel und bunt", stellte Greer bei ihren Nachforschungen fest. „Er trug weder das Gen für loh noch für rot." [3]

Sein Vater Billy Obo Jr. kam erst 1922 in die Staaten, als dessen Züchter F.J. McGauvran nach Kalifornien zog. Wieder konnte Frances Greer alle beim American Kennel Club (AKC) registrierten Würfe dieses Rüden auflisten. Insgesamt waren es 69 Würfe aus 28 in Amerika gedeckten Hündinnen. Aufgrund der detaillierten Farbangaben aller Welpen im Zuchtbuch des AKC und der Vielzahl der Welpen konnte Greer schließlich den sicheren Nachweis antreten, dass Billy Obo Jr. das rezessive Gen für rot sowie das Zobelgen trug.

Gab es frühe Zobel in Deutschland?


Doch gab es eigentlich zobelfarbene Cocker auch schon in frühen Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland? Diese Frage muss wohl leider pure Spekulation bleiben.

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle aus dem Referat „Über die Farbenvererbung beim Schwarzloh-Cocker und über die so genannten Fehlfarben beim einfarbigen Cocker" zitieren. Anton Jacobs, der von 1951 bis 1970 das Zuchtbuch führte, hatte dieses Referat auf einem Lehrgang in München gehalten. Seine Ausführungen waren in den Ausgaben 5 und 6/1963 des „Jagdspaniel" veröffentlicht worden. [4]

Jacobs berichtet von Hunden, bei denen eine „zu große Ausdehnung der lohfarbenen Abzeichen festzustellen ist". Zudem könne es „vorkommen, dass der übermäßigen Ausdehnung des Loh eine Abschwächung seiner Intensität parallel läuft". [4] Auch G.J. Verwey verweist in einem Vorwort zu diesem Referat auf Einzelfälle, bei denen „ein Welpe mit vollkommen loh-gefärbten Kopf geboren wurde." [4]

Jacobs warnte in seinem Referat davor, schwarz mit loh immer wieder mit schwarz mit loh zu paaren, da dann eine zu große Ausdehnung des Loh die Folge sein könne. Jacobs spricht in diesem Zusammenhang von „Brille" oder einem völlig lohfarbenen Kopf. Ich selbst habe noch nie einen Black-and-tan mit zu viel Loh nach der Beschreibung von Jacobs gesehen oder davon gehört (lasse mich aber gerne eines Besseren belehren).

Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei diesen Beschreibungen um zobelfarbene Welpen gehandelt haben könnte, die ja oft eine große lohfarbene Maske aufweisen. Doch einen letztendlichen Beweis für diese These gibt es im Moment nicht.

England als Ursprung

Tatsache ist jedoch, dass es die Zobelfarbe nicht nur in Amerika, sondern auch in England, also im Mutterland, schon in den frühen Jahren der Cockerzucht gegeben haben muss. Schließlich wurden die amerikanische und die kanadische Cockerzucht aus Importen aus dem Mutterland aufgebaut. Billy Obo Jrs. und Obo Donatellos Vorfahren stammten allesamt aus England. Einige davon brachten in ihrem Erbgut auch das Zobelgen mit.

Es kursieren Gerüchte von einem zobelfarbenen Welpen, der Mitte des vergangenen Jahrhunderts in England geboren worden sein soll und aufgrund seiner „abnormen" Farbe sofort als Familienhund vom Züchter verkauft worden sei. Nachforschungen bei diversen Züchtern in England, in welchem Zwinger und vor allem aus welcher Paarung dieser Welpe stammte, brachten bislang leider keinen Erfolg. Aber die Suche geht weiter ...

1976 – ein historisches Datum

Dass die Zobelfarbe in den englischen Blutlinien über viele Jahrzehnte weiter getragen wurde, ist ungeachtet dieser Gerüchte jedoch Fakt. Am 16. Januar 1976 – ein historisches Datum für die Zobelzucht – fiel im Kennel „Elmbury" von Roger Hall-Jones (und dessen Mutter A.M. Jones, Kennel „Mittina" ) ein Wurf aus einem roten Rüden und einer schwarzen Hündin. Im Wurf waren zwei vermeintliche black-and-tan Welpen. Je älter sie wurden, umso mehr veränderte sich ihre Farbe. Doch bis alles Rätselraten ein Ende hatte und feststand, dass es zobelfarbene Welpen waren, sollte es noch eine Weile dauern.

Soweit die Ahnenreihe dieses Wurfes zurückzuverfolgen ist, lässt sich kein einziger Zobelfarbener finden – das Gen für die Farbe muss sich also über viele Generationen weitervererbt haben!

Inzwischen kann man sicher sagen, dass die Farbe keine Mutation ist, sondern eine alte Farbe, die leider in Vergessen geriet oder eben über Jahrzehnte, wenn nicht ein ganzes Jahrhundert lang, ignoriert wurde. Eine gezielte Zucht der Zobelfarbenen wurde in all den Jahrzehnten jedenfalls nicht betrieben.

In der nächsten Ausgabe des „Jagdspaniel" können Sie in Teil 2 dieses Artikels die spannende Geschichte der beiden Welpen aus dem Zwinger „Elmbury" lesen. Einer der beiden Wurfbrüder avancierte zum Stammvater aller heute lebenden zobelfarbenen Cocker  – „Elmbury Cinnamon Teal".

1909 bis 1944: Zobel im Zuchtbuch


Auch die Zuchtbücher des American Kennel Club und des Canadian Kennel Club verzeichnen schon in frühen Jahren einzelne einfarbige und bunte zobelfarbene Cocker. Hier ihre Namen und die manchmal recht ausgefallenen Farbbezeichnungen:

15.04.1909:   Rockfield Muffy, sable and white (zobel und weiß)
14.11.1911:   Ruben R, red sable (rotzobel)
26.11.1924:   Hosking’s Nancy, orange and sable (orange und zobel)
10.05.1927:   Brown Bear,  brown sable (braunzobel)
19.05.1930:   Gypsie, orangesable (orangezobel)
01.11.1931:  Ch. Rowcliffe Red Chief, sable (zobel)
11.06.1934:  The Pied Piper of Fieldhead, tan with black hairs (loh mit schwarzen  Haaren)
18.12.1938:  Zipper’s Sable Boots, sable with white markings (zobel mit weißen Abzeichen)
07.11.1939:  Pete Holt, red with black ears (rot mit schwarzen Ohren)
12.05.1941:  Sable Bomer and Sable Broc, Wurfschwestern, beide sable (zobel)
09.10.1944:  Sable Nipper, dark sable (dunkelzobel)
(Die detaillierten Eintragungen können hier nachgelesen werden).

Literaturnachweis:
[1] vgl.
http://www.acscc.ca/newsletters/newsletterjune09.pdf  (15.08.2009)

[2] vgl. James Mel. Phillips, "Sable Coat Color In Cockers"  in: Journal Of Heredity Vol. XXIX, February 1938, No. 2; Seite 67.
[3] Dr.  Frances Greer/ Norman Austin, „Cocker Champions in Story and Pedigree, Volume 2", 1983; Seite 33-40.
[4] Anton Jacobs, "Über die Farbenvererbung beim Schwarzloh-Cocker und über die sogenannten Fehlfarben beim einfarbigen Cocker", Referat, abgehalten auf einer Richterlehrveranstaltung in München; "Der Jagdspaniel" 5/1963 und 6/1963 bzw. „Der Jagdspaniel", Festschrift zum 75jährigen Jubiläum des Jagdspaniel-Klub e.V.; Seite 68 – 78.

Danksagung: An dieser Stelle möchte ich  Mrs. Kate D. Romanski – Cocker-Züchterin (Zwinger "Merrydown"), Ahnenforscherin und langjährige Sectretary des English Cocker Spaniel Club of America –  herzlichen Dank für ihre Mühe, unendliche Geduld, ihre große Unterstützung und ihre Freundschaft sagen. Ohne ihre Mithilfe wäre dieser Artikel nicht entstanden. Mrs. Romanski stellte mir nicht nur umfangreiches Material zur Verfügung, sondern auch ihr schier endloses Wissen über Zucht und Geschichte des Englischen Cocker-Spaniels in Amerika. Sie kopierte Auszüge aus Büchern und stellte mir wertvolle Fotos zur Verfügung.
Danke auch an Herrn Bruno Richter, der mir mit der Angabe einiger wichtiger Daten geholfen hat.

Hinweis in eigener Sache: Bitte beachten Sie, dass meine Texte dem Copyright unterliegen. Ein Abdruck – ganz oder auch auszugsweise – in jeglicher Form, auch die Verwendung im Internet, ist nur nach meiner ausdrücklichen Genehmigung als Autorin gestattet!



 
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